”
Jag är en milsten som har gjort sin tjänst”
”Ich
bin ein Meilstein der seinen Dienst geleistet hat”
Diese merkwürdige Zeile kommt
vor in einer sehr patriotischer Gedichtcyklus aus den Vierziger Jahren von
Hjalmar Gullberg,”Röster från Skansen”. Gullberg war ein Schwedischer Poet ,der es verdient hätte mit
einer besseren Zeile auf Deutsch introduziert zu werden. Ich habe aber dieses
Zitat gewählt weil es so schön die komische und sprachphilosophisch
interessante Verwirrung exemplifiert die sich einstellt als Pronomen ”Ich” und
sein Referenz,was es auch sein kann, nicht mehr mit einandern umgehen wollen.
Ich bin ein Meilstein.
Wie
antwortet mann zu einer solchen Behauptung ?
- So ,wie weisst Du das ?
- Du lügst! Du bist kein
Meilsten.Steine können nicht reden.Steine können auch nicht lügen.Das Repertoar
von Steinen ist überhaupt sehr begrenzt.So – wenn Du kein Stein bist,Du
Lügner,was bist Du dann ?
- Ein Poet, -
selbstverständlich.
Wenn ein Stein reden könnte, was
würde er sagen ? Und könnte es wirklich wissen, daß es ein Stein ist ? Und wenn
ein Meilstein reden könnte, würden wir es wirklich verstehen ? Wie alle begreifen
bietet dies kein ernstes Problem – wir
haben es zu tun mit einer poetischen Fiktion.Der Dichter – im Stande jede
Verkleidung zu anlegen,die ihm gefällt - redet als ob er ein Stein wäre.In der
Tat gibt es viele – vielleicht eine Unmenge – redende Steine in der Weltliteratur.Der Steingast im letzten
Akt von Mozarts Don Giovanni ist ein
celebres Beispiel.
Der Schwedische Poet Gunnar
Mascoll Silfverstolpe schrieb ein Gedicht zu der Weihe von einer Statue in
Uppsala ,gewidmet dem,mit dem Luftschiff Italia umgekommenen Polarforscher Finn
Malmgren, wo er ein Rückkehr von dem den toden Freund als Statue insceniert ;”allzu schüchtern bis Du als hier als Statue
wiederzukehren” .Silfverstolpe legt
sogar ein Antwort im Munde von diesem neuen Steingast :”Ich lebte nicht lange,aber niemand sollte das Leben reuen, das mir zum
Teil wurde.
*
Der nur scheinbare und selbstverständlich illusorische Widerspruch bei fiktiven Aussagen wie ”Ich bin tot” oder ”Ich bin nicht hier” hat eine Verbindung mit Descartes Cogito,ergo sum. Das Cogito-argument, viel
älter als Descartes Meditationen ,und endlos viel diskutiert und kritisiert,von
Arnaud bis Jakko Hintikka,kann als ein reductio
ad absurdum-argument verstanden
werden.Wenn ich nicht existiere, wird die Vermutung daß ich denke , falsch.
Wenn wir das Pronomen erster Person mit einer Eigenname, z. B. ”Alice in
Wonderland” ersetzen ,verschwindet der scheinbare Widerspruch.Wie Jakko
HIntikka es beschrieben hat;das problematische liegt bei dem Pronomen. Der
Sprechakt ”Ich bin tot” scheint nicht ausführbar. Wie meine Amerikanische
Studenten nicht zögerten zu einwenden ,können Phrasen wie ”Ich bin tot” oder
”Ich bin nicht hier” vollkommen in Ordnung sein in einem Testamentarischen Vorschrift oder in einem Antwortgerät. Ein
Antwort wäre vielleicht daß in diesen
Fällen haben wir nur mit Zitaten zu tun
. Das wesentliche ist vielleicht,daß wir für einige Sprechakten die Existenz
von einem Subjekt voraussetzen.Wie Jakko Hintikka in dem Zusammenhang von dem
Cogito,beobachtet hat liegt das kontradiktorische bei
Ich denke und es ist nicht der Fall daß ich bin
nicht
in dem ausgedrückten Gedanken,sondern in der
scheinbaren Unmöglichkeit diesen Gedanken in einem Performativ
auszudrücken. Wie Nietzsche ,ganz
überzeugend argumentiert in ”Menschliches,allzu Menschliches” besteht kein
logisches Problem darin ,sich denken ohne ein denkendes Subjekt zu
vorstellen.Es kann der Fall sein daß die Vorstellung von einem Subjekt ist ein
Endergebnis von einer Denkprozesse.
Die immer anwesende latente Spannung zwischen das Pronomen ”ich” und
dessen vermutete Referens - das
Subjekt, ist eine Quelle zu poetischer
Energie. Das ”Ich” vetretet ganz bestimmt etwas in dem Gedicht.Aber ist es
selbstverständig ,daß es den Poeten vertretet ? Offenbar nicht. Die Stimme des
Poeten muß nicht die Stimme des Gedichts sein.
Diese
paradoxale Tatsache lässt sich vielleicht
ein Bischen besser mit einem Beispiel diskutieren.Ich nehme ein eigenes
Gedicht,in der Deutschen Übersetzung von Verena Reichel:
Ramsbergs Daumen
Es war etwas
Eigentümliches
mit einem von Ramsbergs Daumen.
Ich glaube,eine
Kreissäge hatte
die Hälfte gekappt.
Er hatte im Jahr `39 unseren Herd
gemauert,und der ist noch intakt.
Das verbleibende Glied
hatte etwas kindlich Rundes
und
Schutzloses an sich.
Natur und Unnatur
zur selben Zeit.
Oder die seltsame Fähigkeit der Natur ,
unnatürlich zu wirken.
Noch heute
denke ich oft
an Ramsbergs Daumen
(aus dem Schwedischen
von Verena Reichel)
Wer
ist dann dieser ”ich” ,der so oft an Ramsbergs Daumen denkt ? Ist es einfach der Verfasser des Gedichtes
oder ist es ”ich” das das Gedicht inszeniert ?Wenn das spätere der Fall ist
haben wir,- fürchte ich,mit einem endlosen Regress zu tun.
Das
eine ”ich” ergibt das andere in einer endloser Reihe.Und das Gedicht,- nicht
unähnlich eine Dame die immer schneller gehen muss um nicht zu fallen ,weil sie
allzu hohe Absätze hat – stolpert immer schneller gegen einen Schluss das immer
ausser dem Gedicht liegen muss.
In
erzählender Prosa kan das Wort ”ich” sich in Prinzip auf jemand beziehen,eine wirkliche oder eine fiktive
Person,mit anderen Worten aud den der als redend vorgestellt wir.”Ich bin
vierzig centimeter lang” fängt ”Der Zwerg” von Pär Lagerkvist an. In der Prosa
können wir ”ich” schreiben und damit zu Kaiser Claudius referieren. In der
Poesie ist es zwar auch möglich ein fiktives ”Ich” zu benützen ,aber die
Belastung oder Belastungen an das Wort werden andere. In der Poesie wird das wort
”ich” immer problematisch weil es mit einem Autenticitätsanspruch kommet.
Deswegen
Goethes ”bald ruhest du auch”.
*
Aber damit sind wir nicht
fertig.
So wie das Pronomen ”ich” in
normalen Sprachsituationen verwendet wird, vermuten wir dahinter ein Subjekt. Steine oder steinerne Statuen eignen
sich weniger für diese Rolle, fiktive oder reale Personen besser. Von einem
lyrischen Subjekt erwarten wir uns einen höheren Maß von Sensitivität als ein
Stein normalerweise leisten kann.Das poetische Subjekt bleibt logische
Konstruktion,mehr ein Placeholder ,eine
Markierung i.a.w. von einer Stelle vom der aus die Welt gesehen werden kann,als
ein reales Subjekt.Das Pronomen des erlebenden Subjekts muß nicht notwendigerweise in der ersten
Person geschrieben werden. Wie in Goethes
Endzeile ”Bald ruhest Du auch”
kann ein anderes Pronomen genau diesselbe Funktion füllen.
Das lyrische Subjekt wurde eben
als logische Konstruktion in die Handlung gebracht. Eine Frage ,die sich
unmittelbar meldet,ist die,ob nicht das Subjekt vielleicht immer eine logische
Konstruktion ist.
Wenn ich aus meinem neulich
erschienen ”Gegen Null.Eine mathematische Phantasie” zitieren darf: Falten Sie
ein Papier inn der Mitte.Schreiben Sie ”0” mitten auf dem Fals.Gehen Sie von
”0” aus nach rechts und notieren Sie so viele positive ganze Zahlen wie Platz
finden.Gehen Sie von ”0” aus nach links und notieren Sie nun negative ganze
Zahlen in der selben Ordnung wie die positiven Rechts.Die Zahlenserie ist nun
komplett in sich selbst abgebildet und kann so beliebig weit fortgesetzt
werden.Wir haben einen Spiegel zustande gebracht,nein,einen Ewigkeitsspiegel,
”so geht´s in Ewigkeit so wie die Brunnen gehen ”. Doch,was geschieht in dem
Falten ? ”
David Hume’ s bekannte
Beobachtung in ”A Treatise on Human Knowledge” daß es unmöglich ist eine
Ich-Substanz in dem eigenen Bewußtsein zu erkennen,oder Schopenhauer´s
Reflexion in ”DieWelt als Wille und Vorstellung”,daß das Subjekt eine
Eigenschaften haben kann,weder zu der Aussenwelt noch zu dem,den Aussenwelt
abspiegelnden Innenwelt gehören kann und das also sowohl die Idealisten wie die
Materialisten sich irren in ihrer Lokalisierung von dem Subjekt, sind
verwandt.Ursache und Wirkung haben kein Zuhause in der Welt des
Subjekts.Genausowenig wie Ursache und Wirkung in der Welt des Subjekts
existieren.
*
Das
menschliche Bewusstsein ist auf intressanter Weise elastisch.Es duldet keine
Leerstellen.Der Börsenhändler der auf einmal zwei Bildschirme liesst und im
Telephon redet und der Gefange in seiner Zelle ,seit ein Paar Jahren damit
beschäftigt eine Fliege zu dressieren auf einem gepfiffenen Signal zu ihm zu
kommen – beide haben mentale Räumlichkeiten die zum selben Mass gefüllt sind.
Aus
dieser Fülle stammt die Poesie.Als Kunst und als subtiles,hocheffektives
Instrument daraus eine Welt zu machen.
Denn
das was wir Welt nennen ist kaum mehr als das, wovon wir reden.
Durch
die Sprache spiegelt sich die Welt im Poeten und der Poet spiegelt sich im
Welt.Aber die poetische Sprachbenützung ist in vielen intressanten Weisen
verschieden von anderen Typen von Sprechakten. Die platonische Auffassung in dem Zehnten Kapitel der Republik ist wie bekannt
die dass die Poesie ein irrationales Element enthält.Und das also die Poesie
eine Art Bedrohung oder Gefahr gegen das Vernunft darstellt.Und umgekehrt gibt es die romantische Auffassung fass die
Rationalität,die Operationen der Vernunft in irgendeiner Weise die Poesie
bedroht.
Es
scheint mir genau so unrealistisch als hätte mann behauptet dass die Beckerei
in irgendeiner subtiler Weise von der Ölmahlerei bedrohen könnte.
In
der Tat wäre keine Poesie möglich ohne rationale Operationen.Ein Beispiel auf
dem ich in der dritten Vorlesung zurückkommen werde ist – selbstverständig –
das metaphorische Denken.
Was
ist dann der Unterschied zwischen der Logik der Poesie und der Logik des
alltäglichen vernunftigen Diskurses ?
In
der Naturwissenschaft oder in der Nationalwirtschaft strebt der Diskurs danach
uns von dem subjektiven mentalen Raum wo wir wohnen uns zu bringen zu einem
neutralen,wo wir einandern begegnen können. Die Rede ist der Übergang vom dem was sich nicht
vergleichen lässt – sagen wir das Gefühl das etwas schwer in dem Hand wiegt –
zu dem vergleichbaren, z.B. die Feststellung dass etwas auf der Waage so und so
viel wiegt. ”Ich” als persöhnliches Pronomen strebt immer im wissenschaftlichen
Diskurs danach dritte Person zu werden.Die Sprache der Wissenschaft ist
eine Sprache der dritten Person.Die
rationalle Sprachen in Wissenschaft und Technik schaffen einen neutralen
sprachlichen Raum zu dem Preis einer verlorenen Authenticität. Die poetische
Sprache schafft auch einen öffentlichen Raum aber zu dem Preis von einer
Athentizität die immer in Frage gestellt werden kann.
Die
Poesie strebt auch danach einen für
anderen zugänglichen Raum zu etablieren.Aber diese Gemeinschaft hat eine andere
Rationalität,eine andere Logik. Der Physiker generalisiert Erfahrungen wo der
Poet vielmehr Erfahrungen exemplifiert. Wenn der Dichter es versucht etwas ganz
allgemeines zu sagen ,verwandelt er sich zu Rhetoriker.
Wenn
der wissenschaftliche Diskurs danach strebt das ”ich” unserer Erfahrung in ein
”es” zu verwandeln,ist das vielmehr in der Poesie ein ”Du” wozu die Rede
gravitiert. Aber die Sache mit den Pronomina ist komplizierter als so,und kann
uns vielleicht etwas lernen von der Transmutation von Welterfahrung zu
Poesie.
Das
Ergebnis der gelungenen poetischen Operation – also die Analoge von dem
konklusiven Beweis in der Mathematik – ist eine festgehaltene Erfahrung.Aber
nicht eine Erfahrung von einem allen zugänglichen ”es” wie in ”es schneit”
sondern eine Erfahrung erster Person;es ist genau das subjektive in der
Erfahrung ,das durch die poetische Prozesse eine Art Objektivität bekommen
hätte.
Der poethische Ausdruck einer
Erfahrung behält im idealen Fall immer ein Bischen Zweideutigkeit.
Wie
findet dieser Übergang statt ? Was kann das Gedicht behalten und was muss es
verwerfen ? ”Bald ruhest Du auch.” ist nicht selbstverständlich.Theoretisch
gesehen hätte Goethe ”Bald ruhe ich auch” schreiben können.Und dabei hätte er
ein Meisterwerk in eine Banalität verwandelt.Warum ist es so ?
Ist
das ”Du” zu dem Goethe redet,überhaupt ein anderes ”Du” ? Oder ist die Referenz
von dem Pronomen wieder der Sprechend e.Wer redet wenn mann zu sich slbst redet
? Kan man zu anderen redan ,als ob man redete zu sich selbst ?
"Haben Gedichte, hat Literatur die
Notwendigkeit, als Gedichte, als Literatur aufzutreten, oder kann ihr Inhalt
ohne Verlust mit einem anderen Sprachzusammenhang wiedergegeben werden
z.B. mit einem philosophischen, mit einem soziologischen,
mit einem philologisch-interpretierenden Context?Was macht gegenwärtig ein
Gedicht zum Gedicht? Welche möglichen Ausgangspunkte hat es ? (Eine erklärte
Welt, eine zu erklärende Welt, eine nicht erklärbare Welt ?)"
So formulierte Walter Höllerer –
vor ungefähr 40 Jahren bei einem Kolloquium in Berlin – ,eine der interessantesten Fragen die es
überhaupt gibt wenn es zu Poetischer Form kommt.
In
den Künsten spielt Vieldeutigkeit immer eine wichtige Rolle.Das Ackord bei dem
späten Beethoven sagt uns oft was für ein Ackord es ist erst wenn es in dem
Zusammenhang einer Ackordfolge gelandet ist ,eine grüne Fläche auf der Kanvase
verändert radikal ihren Ausdruck wenn wir es mit Rot umgeben.
Ein,wie
es vorkommen kann,unwichtiger Replik in dem Anfang eines Romans enthält den
Schlüssel zu allem was später stattfinden soll.
Das
schwebende ,nocht nicht entschiedene ,das was nur nachher erzählen kann wohin
es wollte ,ist das geheime Zentrum des Gedichts.Der gute Poet versteht es
ähnlicherweise die Dingen im Schweben zu halten. Die Wahrheit von der Welt ist nicht eine
Endstation.Sie ist eine Prozesse.