Thursday, June 20, 2013

Eine Illusion und ihre Zukunft.


Lars Gustafsson

EINE ILLUSION UND IHRE ZUKUNFT


Ein Besucher zu Schweden ,Vaclav Fiala ,beschreibt in einem Reisebuch von Schweden,Norwegen und Dänemark von  1942 aus Stockholm eine merkwürdige Erscheinung.Vor einem grossen Gebäude stehen hunderten von Menschen Schlange ,offenbar aus allen Ständen  und Gesellschaftsschichten,elegant oder einfach gekleidet.Der Verfasser glaubt sich eine Masse von wartenden Arbeitslosen vor einem Sozialamt ,auf Unterstützung wartend - zu sehen.Aber so ist es nicht:
” –Arbeitslose.”
”Keine Spur mein lieber! Die Leute stehen dort nach etwas ganz anderem an als nach einer Unterstützung,die warten auf die monatliche Zuteilng von – Alkohol.”
1914 wurde in Stockholm die Registrierung von Alkoholkäufern eingeführt, 1917 war das sogenannte Bratt-System zur Verringerung des Alkoholkonsums vollständig eingeführt. Die Name stammt nach dem Alkoholpolitiker und Artzt Ivan Bratt.Die ältesten Teile von diesem ziemlich verhassten sogenannten Bratt-system sind heute also etwa hundert Jahre alt. Jeder mündig gewordener Bürger – sehr lange mit der Ausnahme von unverheirateten Frauen – konnte um ein Erlaubnis suchen und bekam den sogennannten Motbok, ein Heft ,wo alle Alkoholeinkäufe schriftlich mit amtlicher Stempel eingetragen worden .Das Erlaubnis konte zu jeder zeit durch eine administrative Massnahme eingezogen werden. In der Blütezeit des Systems war die grösste mögliche Zuteilung drei Liter Alkohol pro Monat und viel gewöhnlicher 2 Liter. Das System,dass selbstverständlich zu einem Pflichtgemässen Alkoholverbrauch jeden Monat führte und zu einem lebhaften illegalen Handel so wie wir es in Gunnar Ekelöfs Lebenserinnerungen nachlesen können, wurde 1955 abgeschafft.Insoweit das das verhasste Motbokszwang abgeschafft wurde. Das Staatsmonopol von Alkoholhandel ist geblieben. In trotz von einer offenbarer Unvereinbarkeit mit den Freihadelsregeln der Europäischen Union.
In diesen hundert Jahren hat das System kaum einige messbare Auswirkungen auf den Alkoholkonsum in Schweden gehabt, ebenso wenig wie auf den Alkoholmissbrauch, aber in bedeutendem Maße den unversteuerten Import stimuliert. Den die moderne Informationstechnik natürlich bedeutend leichter gemacht hat. „Die Technik ist immer stärker als die Politik.“ ( Diesen Satz wird Jan Stenbeck, dem Mann zugeschrieben ,der das Schwedische Fernsehmonopol aufgehoben hat. )
In zunehmender Konkurrens mit einem prinzipiell unüberschaubaren Netzhandel – es würde eine Armé von Inspektoren fördern – hat das sogenannte Systembolag sich also jetzt entschieden Alkohol zum Tür zu liefern.Als ein Versuch.Wobei der Lieferant verpflichtet ist die Nüchternheit des Empfängers zu nachprüfen.
”Marode Unternehmen sollen durch neue Investitionen am Leben erhalten werden,unmögliche Projekte durch Umdefinierungen der Aufgabe – wir sind hier ,weil wir eine Tradition darstellen – oder durch Manipulationen mit dem Zeithorzont des Projekts – Jesus kommt bald.
Hierher gehört was der ausgezeichnete kanadische Philosoph und Staatswissenschaftler David Baybrooke  grand absurdities nennnt.” ( Gustafsson-Blomqvist ”Alles was man braucht.Ein Handbuch für das Leben.” Kapitel Absurditet.)
Am  9.3 12013 zeigt sich ein anonymer Kommentator in der Tageszeitung Dagens Nyheter entsetzt darüber, dass eine Handvoll Liberaler „die Alkoholpolitik zu unterminieren“ droht. Der skeptische Beobachter – eine Gruppe, zu der wir uns gerne zählen – fragt sich, wie lange ein Strauß den Kopf in den Sand stecken kann.   
                                  Noch ein Jahrhundert?

1 comment:

  1. Vielleicht führt ein System der legalen Restriktion, d.h. von Verboten und Überwachungen gerade dazu, dass in der Vorstellung der Menschen das Verbotene in seinem Wert noch überhöht wird. So wie man das paraphrasiert:
    Die Verbotenen Früchte sind die süssesten.
    oder:
    Die Kirschen vom Baum des Nachbarn schmecken besser als die eigenen.
    In der frühen Zeit der Perestrojka hat ja Michail Gorbatschov ebenfalls den Alkoholkonsom stark reglementiert, mit Beschränkunegn der abgegeben Menge und der lizensierten Verkaufsstellen und bis heute auch dem Verbot, in öffentlichen Verkehrsmitteln Alkohol zu konsumieren. Vielleicht glaubte sich Gorbatschow da in einer guten Tradition, den wenn das ansonsten sehr liberale und soziale Schweden den Alkoholkonsum reglementiert, dann wäre das ja auch ein gutes Model für die Sowjetunion, die er ebenfalls auf einen liberalen Kurs bringen wollte.
    Aber in diesem konkreten Fall bedeutete Liberalisierung eben genau das Gegenteil, nämlich eine totale staatliche Aufsicht und Beschränkung.

    viele schöne Grüsse nach Schweden
    Michael Rosemann

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