Lars Gustafsson
EINE ILLUSION UND IHRE ZUKUNFT
Ein Besucher zu Schweden ,Vaclav Fiala ,beschreibt in
einem Reisebuch von Schweden,Norwegen und Dänemark von 1942 aus Stockholm eine merkwürdige
Erscheinung.Vor einem grossen Gebäude stehen hunderten von Menschen Schlange ,offenbar
aus allen Ständen und
Gesellschaftsschichten,elegant oder einfach gekleidet.Der Verfasser glaubt sich
eine Masse von wartenden Arbeitslosen vor einem Sozialamt ,auf Unterstützung
wartend - zu sehen.Aber so ist es nicht:
” –Arbeitslose.”
”Keine Spur mein lieber! Die Leute stehen dort nach etwas
ganz anderem an als nach einer Unterstützung,die warten auf die monatliche
Zuteilng von – Alkohol.”
1914 wurde in Stockholm die Registrierung von Alkoholkäufern
eingeführt, 1917 war das sogenannte Bratt-System zur Verringerung des
Alkoholkonsums vollständig eingeführt. Die Name stammt nach dem
Alkoholpolitiker und Artzt Ivan Bratt.Die ältesten Teile von diesem ziemlich
verhassten sogenannten Bratt-system sind heute also etwa hundert Jahre alt. Jeder
mündig gewordener Bürger – sehr lange mit der Ausnahme von unverheirateten
Frauen – konnte um ein Erlaubnis suchen und bekam den sogennannten Motbok, ein
Heft ,wo alle Alkoholeinkäufe schriftlich mit amtlicher Stempel eingetragen
worden .Das Erlaubnis konte zu jeder zeit durch eine administrative Massnahme
eingezogen werden. In der Blütezeit des Systems war die grösste mögliche
Zuteilung drei Liter Alkohol pro Monat und viel gewöhnlicher 2 Liter. Das
System,dass selbstverständlich zu einem Pflichtgemässen Alkoholverbrauch jeden
Monat führte und zu einem lebhaften illegalen Handel so wie wir es in Gunnar
Ekelöfs Lebenserinnerungen nachlesen können, wurde 1955 abgeschafft.Insoweit
das das verhasste Motbokszwang abgeschafft wurde. Das Staatsmonopol von
Alkoholhandel ist geblieben. In trotz von einer offenbarer Unvereinbarkeit mit
den Freihadelsregeln der Europäischen Union.
In diesen hundert Jahren hat das System kaum einige messbare Auswirkungen
auf den Alkoholkonsum in Schweden gehabt, ebenso wenig wie auf den
Alkoholmissbrauch, aber in bedeutendem Maße den unversteuerten Import
stimuliert. Den die moderne Informationstechnik natürlich bedeutend leichter
gemacht hat. „Die Technik ist immer stärker als die Politik.“ ( Diesen Satz
wird Jan Stenbeck, dem Mann zugeschrieben ,der das Schwedische Fernsehmonopol
aufgehoben hat. )
In zunehmender Konkurrens mit einem prinzipiell
unüberschaubaren Netzhandel – es würde eine Armé von Inspektoren fördern – hat
das sogenannte Systembolag sich also jetzt entschieden Alkohol zum Tür zu
liefern.Als ein Versuch.Wobei der Lieferant verpflichtet ist die Nüchternheit
des Empfängers zu nachprüfen.
”Marode Unternehmen sollen durch neue Investitionen am Leben
erhalten werden,unmögliche Projekte durch Umdefinierungen der Aufgabe – wir
sind hier ,weil wir eine Tradition darstellen – oder durch Manipulationen mit
dem Zeithorzont des Projekts – Jesus kommt bald.
Hierher gehört was der ausgezeichnete kanadische Philosoph
und Staatswissenschaftler David Baybrooke
grand absurdities nennnt.” (
Gustafsson-Blomqvist ”Alles was man braucht.Ein Handbuch für das Leben.”
Kapitel Absurditet.)
Am 9.3 12013 zeigt
sich ein anonymer Kommentator in der Tageszeitung Dagens Nyheter
entsetzt darüber, dass eine Handvoll Liberaler „die Alkoholpolitik zu
unterminieren“ droht. Der skeptische Beobachter – eine Gruppe, zu der wir uns
gerne zählen – fragt sich, wie lange ein Strauß den Kopf in den Sand stecken
kann.
Noch ein Jahrhundert?