Sehr Verehrte Festversammlung!
In der Waggener Hall, in der University of Texas, einem mächtigen Gebäude, das nichts mit Richard Wagner zu tun hat - war es in meiner Professorenzeit ganz und gar nicht gestattet, brennende Kerzen in die Klassenzimmer zu stellen.
Ich habe es dennoch einige Mal gemacht, und bin dem wachenden Cerberus der Hausverwaltung entgangen. Ein paar Blumenvasen aus gefälschtem böhmischem Glas waren doch recht leicht hereinzubringen.
Die erfahrenen Leser von Johann Wolfgang Goethe wissen schon, wovon ich rede: ich wollte die wunderbare grüne Schattenfarbe, die ”Feenfarbe” von Johann Wolfgang Goethes Farbenlehre, aus den Seiten des ehrwürdigen Buches in die sichtbare Wirklichkeit einladen. Mit Verwunderung haben die Studenten dann gesehen, wie sich der Schatten des senkrecht gestellten Bleistifts in einen gewöhnlich dunkelblauen und einen fremdartig grünen Schatten teilte.
- Was ist grün? habe ich gefragt.
- Der Schatten.
- Aber ein Schatten ist ja nichts, Schatten ist nur die Abwesenheit von Licht?
So haben sie verstanden, die Studentinnen und Studenten, was Goethe auch verstanden hat: Die Feenmagie der grünen Farbe erschaffen wir selbst.
Johann Wolfgang Goethe hat mich mein ganzes Leben nicht losgelassen. Von der ersten, enthusiastischen Lektüre von Faust I, als ich vierzehn war, dann die große Enttäuschung mit Faust II – wie konnte er plötzlich so undramatisch und langweilig werden? Der junge Werther war unbegreiflich und faszinierend. Das raffinierte Kammerspiel der ”Wahlverwandtschaften” – eigentlich so eng befreundet mit noch nicht geschriebenen Dramen desselben Jahrhunderts - von August Strindberg und Henrik Ibsen.
Die Visualität von ”Dichtung und Wahrheit” hat mich wieder glücklich gemacht, ja fast alles, bis hin zur Lektüre der Farbenlehre. Die genialen Aufsätze über Pflanzenformen und Wirbelbildung in der Natur habe ich mit der größten Verwunderung gelesen. Wie konnte er über so vieles greifen?
Sein Traum von einer künftigen Weltliteratur – ein Traum, der vielleicht einmal Wirklichkeit werden kann, in einer Zukunft, in der alle Bücher es gelernt haben, miteinander zu sprechen.
Jenes Gespräch mit Eckermann, in dem er Eckermann sagt, dass nur einfache Geister an die Unsterblichkeit im körperlichen Sinn glaubten. Aber in einem anderen Sinn, sagt Goethe, gibt es natürlich die Unsterblichkeit; die Persönlichkeit, die kann nie verschwinden.
Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass schon seit langem verstorbene Dichter, die wir sehr intensiv gelesen haben, uns mit der Zeit wie Freunde vorkommen? Sie werden zu unseren engsten Vertrauten, ob sie es wollen, oder nicht. Johann Wolfgang Goethe ist ein solcher sehr vertrauter Freund. Er kann nicht verschwinden. Und wie ein Freundesgruß aus den Tiefen der großen deutschen Tradition empfange ich – stolz und dankbar – diese vornehme Auszeichnung, die Goethe-Medaille.
It has been a great pleasure to find your blog. Most of the big writers prefer to avoid blogging. Kind regards and congrutalations!
ReplyDeleteGratulerar till den fina medaljen!
ReplyDeleteUndrar vad Goethe hade sagt om nutidens pirater,
Augustinus skriver för sin del:
eleganter enim et veraciter Alexandro illi Magno quidam conprehensus pirata respondit. nam cum idem rex hominem interrogaret, quid ei videretur, ut mare haberet infestum, ille libera contumacia: quod tibi, inquit, ut orbem terrarum; sed quia id ego exiguo navigio facio, latro vocor; quia tu magna classe, imperator.
(Mitt översättningsförsök:
Den tillfångatagna piraten gav Alexander den store ett elegant och uppriktigt svar. Då kungen frågade mannen vad han menade med att ta havet i besittning, påpekade denne respektlöst: - Detsamma som du. Fast när jag gör det med mitt lilla fartyg, då kallas jag rövare. Men när du erövrar hela världen med din stora flotta får du heta överbefälhavare.)